Hier ein Bericht von Christel Willers:
Einmal Fjorde sehen und erleben beim Pilgern in Norwegen! Das war meine Motivation!
Hinzu kam der inspirierenden Vortrag in unserem Pilgerzentrum mit spektakulären Foto´s vom Weg vor einigen Monaten.
Ich war sofort begeistert und habe mich kurzerhand entschlossen, im Westen Norwegens zu pilgern, auf der Sunnivaleia von Kinn nach Selje, dem nach der norwegischen Heiligen St. Sunniva benannten Pilgerweg.
Hier zu pilgern bedeutet nicht nur zu Fuß unterwegs zu sein, sondern auch die Fährschiffe zu benutzen, um im zerklüfteten und fjordreichen Westen von A nach B zu kommen. Ein Pilgerweg über See und Land auf befestigtem und unbefestigtem, größtenteils markiertem Gelände.
Für mich eine neue Art zu pilgern.
Innere Einkehr und beten mit den Füßen, nun auch auf dem Wasser!
So aber sind Pilgerinnen und Pilger vor Jahrhunderten schon unterwegs gewesen, auch nach Santiago de Compostela.
Schon die Anreise per Flugzeug über Oslo nach Bergen bei allerbestem Wetter zeigte nicht nur zauberhafte Wolkengebilde, sondern gab auch den Blick auf einige Ffjorde und Inselformationen jeglicher Größe, teils völlig unbewohnt, frei. Von Oslo aus kann man auch gut mit der Fluggesellschaft Wideroe direkt nach Florö weiterfliegen. Ein kurzer Zwischenstopp in Bergen lohnt aber immer kann ich nur sagen. Nicht nur, um die Anreise zu unterbrechen, um zB erst einmal in Ruhe in Norwegen anzukommen, sondern auch im Hinblick auf die landestypische Architektur, die z. B. für Bergen bekannten Brygger Handelshäuser, die gleich neben dem ebenfalls sehens- und erlebenswerten Fischmarkt zu finden sind. Unweit davon entfernt lässt es sich wunderbar im YMCA Hostel übernachten. Von der Terrasse aus hat man einen traumhaften, mit Blick auf den Fährhafen, insbesondere bei Sonnenuntergang.
Eine Weiterreise nach Florö ist neben der Flugmöglichkeit wahlweise auch per Fähre oder Bus möglich.
Wir, die Kleingruppe von St. Jacobi, sind während einer gemeinsamen Autofahrt schon ein wenig eingetaucht in das Norwegen, das uns vom Olavsweg her bekannt ist, ….. grandiose Landschaft, die unendlichen, unbewohnten Weiten, das karge Dovrefjell, die Blumen und kleinwüchsigen Flechten etc. Herrlich diese einsamen Landstriche, das Gefühl „auf sich selbst zurückgeworfen zu sein“ wird dabei lebendig.
Aber, ….. wir wollten ja nicht alleine pilgern, uns erwartete eine gute Organisation und kundige Wegführung. Kari und Jorund führten die Gruppe. Wir trafen sie und andere Pilgerinnen und Pilger in Florö.
Der Pilgerweg begann am nächsten Tag. Er startete nach einer Schiffsfahrt zur Insel Kinn, einem Gottesdienst in der Mittelalterkirche und dem dann folgenden historischen Schauspiel um die Heilige Sunniva. Auf Kinn ist die heilige Sunniva seinerzeit angelandet nach ihrer Flucht aus Irland. Vor einer eindrucksvollen Naturkulisse wird ihr Schicksal dargeboten.
Ein bewegender Anfang, ……in den nächsten Tagen folgen wir Sunnivas Spuren bis hin zur Insel Selje.
Der Tagesrhythmus stand im Groben fest, es gab sich wiederholende Tagessequenzen, …..eine Erleichterung für die Pilgerseele, für´s Innehalten, die Innenschau. Immer wieder fand sich eine Kirche für unsere Andachten, entweder vor Ort oder auf dem Weg.
Die Wegstrecken wechselten, meist gab es Natur pur, es ging immer wieder bergauf und bergab auf teilweise schmalen Pfaden, aber auch auf breiteren Wegen, zeitweise auf Straßen und einmal durch einen Autotunnel.
Die Unterkünfte unterschieden sich nicht wesentlich. Wir schliefen im Hotel, in landestyische Holzhäusern, in einem Nebengebäude eines Leuchtturms, in einem Landwohnheim…. kein Matratzenlager. Die Versorgung variierte. Das Frühstück und die Brotzeiten wurden selbst bereitet und einige Male auch die warme Mahlzeit. Meistens wurden wir jedoch bekocht. Im Leuchtturm gab es leckeren, erst nach aufgegebener Bestellung, selbstgebackenen Kuchen und ein feines Essen aus ausschließlich frischen Produkten.
Überwältigend war die Einladung der Familie Woold zum Abendessen, gleich nach unserer Ankunft in Selje.
Ein Empfang der angekommenen Pilgerinnen und Pilger ist ihnen eine Herzensangelegenheit. Zubereitet war ein fürstliches Mahl, und die Familie blieb dabei ausschließlich in der Gastgeberrolle, eine ungewöhnliche Situation. Nachtisch und Kaffee wurden im angrenzenden Wintergarten eingenommen, dem Austausch von Informationen folgten angeregende Gesprächen über Gott und die Welt. Alles bei atemberaubendem Blick auf den Fjord.
Am Folgetag führte uns unsere letzte Etappe zur Klosterruine auf der Insel Selja. Mit einem feierlichen Abendmahlsgottesdienst in der Sunnivahöhle endete unser gemeinsamer Pilgerweg.
Aber,….. es gab dank der besonderen Gastfreundschaft von Kari die Möglichkeit, noch ein paar Tage in Selje zu bleiben, den Ort zu erkunden, auszuruhen.
Richtig ankommen; ein gutes Gefühl!
Dann ging es wieder gen Heimat.
Empfehlenswert ist, das Schiff von Selje entweder bis nach Florö (von dort weiter mit dem Flugzeug zunächst bis nach Oslo) oder direkt bis nach Bergen zu nehmen. Es fährt teilweise vorbei an der gepilgerten Wegstrecke mit somit bekannten Ausblicken und vorbei an wilden Küstenlandschaften und Fjorden, an kleinen und größeren Inselgruppen.
Die beeindruckende norwegische Landschaft wird von Seeseite aus wieder ganz anders wahrgenommen.
Noch ein paar Tage in Bergen und dann ging es mit der Bergenbahn zurück von Bergen bis nach Oslo. Das braucht ein wenig Zeit, ist aber lohnenswert.
Eine Fahrt durch das Landesinnere durch kleine Ortschaften und hinauf bis auf 1.222 m Höhe in ein Skigebiet……. wunderbare Eindrücke von Norwegen fliegen wieder mit nach Hause.
Pilgern auf der Sunnivaleia ….. so kann es sein!!