Corona fordert Pilgernde heraus

Corona fordert Pilgernde heraus

Ein Bericht von Pil­ger­pas­tor Lohse 

Die­ses von Coro­na-Beschrän­kun­gen gepräg­te Jahr bedeu­tet auch für das Pil­gern eine gro­ße Her­aus­for­de­rung Wor­auf sich vie­le Pil­gern­de gefreut hat­ten, war in die­sem Jahr kaum mög­lich: in die Frem­de gehen und zu den gro­ßen Pil­ger­zie­len Sant­ia­go, Rom oder Trond­heim auf­zu­bre­chen. So muss­ten Pil­gern­de sich Wege in der Nähe suchen, um beweg­lich zu blei­ben und rauszukommen.

„Wir haben von Anfang an ver­sucht, den Men­schen Wege in Nord­deutsch­land nahe­zu­brin­gen“, sagt Pil­ger­pas­tor Bernd Loh­se. Und es hat geklappt. Vie­le Men­schen sind allei­ne oder zu zweit auf Tages­tou­ren im Ham­bur­ger Umland oder in der Stadt gegan­gen. Dabei spiel­ten die Pil­ger­we­ge „Raus­we­ge“ im Stadt­park und „Statt­we­ge“ in der Ham­bur­ger City eine gro­ße Rol­le. Vie­le Pil­gern­de zeig­ten sich begeis­tert vom Zwei­ten Grü­nen Ring, den die Stadt Ham­burg über 100 km durch die Grün­flä­chen der Stadt gelegt hat.

Wer aus der Stadt in die Frem­de gehen woll­te, nutz­te ver­stärkt den Jakobs­weg „Via Bal­ti­ca“ zwi­schen Use­dom und Bre­men oder die Jaco­bus­weg Lüne­bur­ger Hei­de, der an der Haupt­kir­che St. Jaco­bi im Ham­bur­ger Zen­trum beginnt und über die Elb­in­seln Ved­del, Wil­helms­burg nach Har­burg und wei­ter über Sinst­ord, Hitt­feld, Unde­loh nach Sol­tau und Mari­en­see führt. Als ein wei­te­rer Ren­ner unter den Wegen hat sich der „Heid­schnu­cken­weg“ ent­puppt. Alle die­se Wege sind auch mit öffent­li­chen Ver­kehrs­mit­tel gut kombinierbar.

„Zeit­wei­lig war hier im Pil­ger­bü­ro gäh­nen­de Lee­re“, berich­tet Pil­ger­pas­tor Bernd Loh­se. Von März bis Mai muss­te das Pil­ger­bü­ro geschlos­sen blei­ben. Wo in nor­ma­len Jah­ren gera­de in die­sem Zeit­raum Hun­der­te Pil­ger­päs­se aus­ge­stellt wur­den, kamen ein­zel­ne Pass­an­fra­gen per e‑mail ins Haus. Seit drei Wochen aber zieht die Anfra­ge nach Pil­ger­päs­sen aber wie­der deut­lich an. In einem nor­ma­len Jahr stel­len die Mit­ar­bei­ten­den des Pil­ger­zen­trums mehr als 1000 Pil­ger­päs­se aus, bis­her sind es knapp 400.

Beson­ders bit­ter war für Loh­se, dass zwei geplan­te Pil­ger­rei­sen nach Irland und Nor­we­gen abge­sagt wer­den muss­ten. „Die Men­schen hat­ten sich total auf ihre Pil­ger­wan­de­rung und das gemein­schaft­li­che geist­li­che Leben gefreut. Und nun muss­te das alles ersatz­los aus­fal­len. Bit­ter!“ sagt Bernd Loh­se. Neben den mas­si­ven finan­zi­el­len Ein­bu­ßen, das Pil­ger­zen­trum deckt einen erheb­li­chen Teil sei­ner Kos­ten durch Erträ­ge selbst, ist es vor allem der Man­gel an Begeg­nun­gen und beson­de­ren Gesprä­chen, die Loh­se vermisst.

Ein Trost­pflas­ter ist für den Pil­ger­pas­tor aber die unge­heu­er star­ke Nach­fra­ge nach den neu gedruck­ten Pil­ger­hef­ten für den Stadt­park-Pil­ger­weg „Raus­we­ge“, der auf 7,5 km Län­ge durch den gesam­ten Stadt­park führt und an 22 Sta­tio­nen zum Ver­wei­len, Nach­den­ken und zum Gebet ein­lädt. „Die Men­schen wis­sen sehr zu schät­zen, was sie für eine grü­ne und attrak­ti­ve Stadt haben“, sagt er. Man kann also auch in der Nähe gut in die Frem­de gehen und geist­li­che Erfah­run­gen machen, wo man sie nicht vermutet.